"Wenn kleine Wunder auf die Erde kommen 2"

So, jetzt bin ich nach drei Tagen endlich mit unsrem Engelchen zu Hause angekommen.
Wie klein und zerbrechlich er doch in diesem Baby-Autositz aussieht...
Von Oma und Opa werden wir mit einem leckerem Mittagessen, Erdbeerkuchen und Blumen empfangen. Wie schön ist es, dass auch Uroma und Uropa vorbei kommen, um unseren kleinen Schatz zu sehen.
Es ist Hochsommer, die Sonne brennt mit 30°C auf die Erde nieder und ich bin echt unschlüssig, was ich unserem Kleinen ausziehen darf und was nicht. Ein leichter Wind weht auf der Terrasse und ich entschließe mich, sein Baumwollmützchen auf dem Kopf zu lassen. Die Strumpfhose tausche ich gegen Söckchen und das Jäckchen ziehe ich ihm aus. Nachdem er jetzt nur einen leichten Baumwoll-Body, einen ärmellosen Strampler und Mütze sowie Söckchen an hat, ist es in seinem Nacken schon nicht mehr nass sondern er hat eine angenehme Temperatur. Unser Schatz wirkt auch gleich viel entspannter und schläft ein.
So vergehen die ersten heißen Tage und ich kann es immer noch nicht fassen, welch Wunder ich hier erleben darf. Die Nächte sind ganz in Ordnung und ich genieße es einfach, unseren Kleinen bei mir zu haben. Das erste große Fest steht schon an, denn Uroma wird 75 Jahre alt und wir feiern groß mit der Verwandschaft in Garten. Endlich können alle unser kleines Wunder sehen und wir freuen uns so sehr. Engelchen verschläft zwar die meiste Zeit der Feier und trotzdem bin ich mit Sicherheit die stolzeste junge Frau bei diesem Fest.
So vergehen die ersten Wochen wie im Flug und ich stelle fest, dass unser Zwerg immer größer und "knuddeliger" wird. Es kommen Nächte, in denen ich nicht mehr wie eine Stunde am Stück schlafen darf, denn er wacht ständig auf und will trinken. Als ich dies meiner Hebamme erzähle, meint sie, dass das die erste Umstellung ist. Ich solle ihn auf alle Fälle so oft anlegen, denn so kann sich mein Körper darauf einstellen, dass die Milch anders zusammengesetzt werden muss. Ich mache alles so, wie es mir gesagt wird. Nur leider möchte unser Engelchen nicht mehr länger am Stück schlafen. Mit 5 Wochen geht es nur, dass er auf meinem Arm einschläft und sobald ich ihn in sein Bettchen lege, fängt er an zu zappeln und zu weinen. Er leidet unter der 3 Monats- Kolik und hat schlimme Bauchschmerzen. Mit den altbewährten Tipps wie Bauchwickel, Fencheltee und Sab-Tropfen überstehen wir auch diese Zeit recht gut.
Unser Schatz ist allgemein ein sehr wenig Schläfer, er will alles mitbekommen und ist sehr unruhig. Eine liebe Freundin sagte zu mir:"Früher bei den Bauern hieß es immer, gscheide Kinder braucha koan Schlaf." Ich habe mir dadurch immer eingebildet, er ist einfach sehr gescheit...(das hat mich die wenigen Schlafzeiten echt oft aushalten lassen).
Als ich glaubte, es würde besser werden, denn er wird ja älter und dadurch weint er weniger!?... schossen die Zähnchen ein. Als wir beide mehrere Tage am Stück kaum geschlafen haben, fragte ich beim Kinderarzt, was ich tun könnte. Ich bekam Osteopathie Stunden und wir machten dies 8 Sitzungen lang. Direkt nach den Stunden schlief er gleich ein, aber den Rest des Tages lief es genau so weiter, wie als wäre nichts gewesen. Schreien-Tragen-Schlafen-Schreien....

Da ich nicht viel von Mutter-Kind-Gruppen halte, denn ich wollte mich nicht austauschen im Sinne von -wer hat das bessere Baby- oder wie macht wer was, hatte ich nur eine Freundin, mit der ich mich ganz gerne auf einen Kaffee zu Hause traf. Sie meinte irgendwann, ich solle das Buch "Jedes Kind kann schlafen lernen" doch einfach einmal lesen und nach diesem Schema vorgehen.
Ich habe es mir von ihr ausgeliehen und ehrlich, ich habe wirklich versucht es zu lesen. Es scheiterte nur leider daran, dass ich mir nicht vorstellen konnte, mein Kind im Alter von 3 Monaten zu trainieren, nicht mehr zu weinen. Für mich klang das wie eine qualvolle Hinrichtung und das Missbrauchen des Vertrauens meines Babies in mich. (An dieser Stelle soll gesagt sein, jeder der es ausprobiert hat und es mit Erfolg erlebt hat, darf sich nicht angesprochen fühlen, denn es ist meine persönliche Meinung!!!)
Wie gesagt, ich konnte nicht dieses 3 Minuten- 5 Minuten- 10 Minuten das Baby im Bett schreien lassen, immer die Zeit steigern und dann "lernt" es das Kleine schon -Schema durchziehen.(Meines Erachtens ein "Erlernen" des Verlassen-Werdens und niemand hilft mir = resignieren, aufgeben...)
Es wurden immer wieder Stimmen laut, die die Meinung vertraten ich habe ein Schrei-Baby?!?!
Ganz ehrlich, ich muss jetzt 9 Jahre später sagen: "Ja, ich hatte ein Schrei-Baby."

Es hätte nur damals auch nichts an der Ist-Situation geändert, wenn ich mich daran aufgehangen hätte. Unser Kleiner war für mich trotz dem ganzen Schreien, Weinen, Nächte lang nicht schlafen das Beste, was ich mir je erträumt habe. Ich fing einfach  an, ihn immer bei mir zu haben, denn dadurch war er zufrieden und ich konnte trotzdem alles machen. Nachts schlief er nur noch in unserem Bett, denn endlich musste ich nicht mehr aufstehen um ihn zu beruhigen. Er hatte durchgehend meine Nähe und ich bekam auch wieder Schlaf. (Ja, man darf seine Kinder auch ohne schlechtes Gewissen bei sich haben!!! Ein Baby trägt man 9 Monate in seinem Bauch, es ist geschützt und wird mit der Stimme der Mama vertraut, warum soll es denn dann bitte auf die Welt kommen, um ganz alleine in einem einsamen, kühlen Bettchen ohne Stimme, Atem, Herzschlag.... zu schlafen. Das ist so, wie als würde es bedeuten ich komme auf die Welt und bin alleine und verlassen!!! Welch gruselige Vorstellung...)

Liebe Eltern, die hier lesen: Mein Umgang mit unseren Kindern ist kein Patentrezept für jeden und ich sage auch nicht, dass jeder es so machen soll, mag und kann. Aber hört auf Euer Bauch-Gefühl, es leitet Euch in den meisten Situationen (wenn es keine gesundheitlichen Ursachen sind) immer richtig. Googelt nicht alles im Internet, lest nicht Bücher über Bücher, vertraut Euch und Eurem Instinkt!!!

Als unser Kleiner älter wurde gab es Nachts kein Stillen mehr sondern ich gab ihm nur noch Fencheltee, wenn er absolut nicht weiter schlafen wollte.(Meine Brüste wären sonst irgendwann explodiert)
Als er 1 1/2 Jahre alt war wünschten wir uns (ganz ehrlich trotz allem) doch sehr bald ein Geschwisterchen für ihn (ich hatte das ganze Jahr noch keine Nacht durch geschlafen und ich lebte noch!?!) und somit wurde ich auch bald wieder schwanger.
Ich hatte das große Glück, dass ich eine zauberhafte 2. Schwangerschaft genießen durfte und an seinem 2.Geburtstag war die erste Nacht, seit unser Schatz auf der Welt war, in der er durch geschlafen hatte.
Könnt Ihr Euch vorstellen, dass ich nach 2 Jahren der Abstinenz des Durch-Schlafens erschrocken in der Nacht wach wurde und nachsehen musste, was denn los sei!?!
Unser Kleiner war so erschöpft von seiner Geburtstagsparty, dass er einfach nicht wach wurde um etwas trinken zu wollen. Von da ab wurden die Nächte viel, viel besser und als unser zweites Wunder auf die Welt kam, war ich mit Schlaf wieder gut versorgt.
Unsere Söhne sind 28 Monate auseinander und ich könnte mir keinen besseren Altersunterschied vorstellen.

Liebe Eltern, genießt auch die schweren Zeiten mit Euren Kleinen. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass man dies immer leichter sagt, als man es macht.
Es gibt Tage, an denen möchte man fliehen oder sich verstecken und nichts hören oder tun müssen. Auch diese Tage stehen Euch zu!!!(ohne schlechtes Gewissen bitte) 
Wir sind alle Menschen, jeder darf Fehler machen, solange er sie bemerkt, wahr nimmt, reflektiert und vor allem nie wieder macht (damit meine ich den selben Fehler nicht noch einmal).
Glaubt an Euch, dass Ihr das Beste für Euer Kind seid und auch das Beste für Euer Kind macht. Lasst Euch nicht immer verunsichern, surft nicht gleich wegen allem im Internet, lest nicht zuviele "ich weiß alles besser"- Bücher. Ihr kennt Euer Kind am Besten, ihr wisst, wie es reagiert, ihr hört, wenn das Weinen anders klingt. Keine anderer Mensch kann Euch das Rezept liefern, dass für alles das Beste ist, nur Ihr selbst könnt es herausfinden, indem Ihr auf Euer Bauch-Gefühl, Euer Empfinden und auf Eure Kind eingeht und hört.


Zauberhafte Grüße

Kathi

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